Vorwort
„Die Welt liegt uns als ein In einander Messendes Meer verwirrter An-
schauungen vor Augen; die Sache des Unterrichts ist es, dass er die
Vorwirrung, welche in dieser Anschauung liegt, aufhebe, die Gegen-
stände unter sich sondere, die Ähnlichen und zusammengehörigen in
ihrer Vorstellung wieder vereinige, sio alle in uns zu deutlichen
8 »griffen erhebe. Und dieses thut er, indem er uns die in einander
Messenden, verwirrten Anschauungen einzeln vergegenwärtigt,
dann uns diese vereinzelten Anschauungen in verschiedenen wan-
delbaren Lust Anden vor Augen stellt, und endlich dieselben
mit dom ganzen Kreise unseres übrigen Wissens in Vorbind u ng bringt.“
Pestalozzi.
„So lange die Lesebücher, die eigentlichen Uuterrichtsbttchcr der Schule, nicht
mit dem nächsten Anschauungskrciso anheben und in gehöriger
S tu fen folge denselben, von Anschauung zu Anschauung fortschreitend,
erweitern, so lauge wird cs um unsere Schulen nicht besser. Die
Lesebücher müssen mit eisernem Sande Lehrer und Schüler nöthigen,
den Wog der Anschauung zu verfolgen. Das ist dlo Ausgabe der
Lesebücher. Es Ist eine schwierige, vielfach versuchte, aber bis zur
Stundo nicht gclös’te.“
' M. Wagner.
Das vorliegende Lehr- und Lesebuch ist auch ein Versuch, den in Vorstehendem
ausgesprochenen Grundsätzen und Forderungen gemäß, die Ausgabe eines Lesebuchs
für die Mittelklassen der Volksschule zu lösen. Ob dieses gelungen, darüber
steht Verfasser — in eigener Sache — kein Urtheil zu; es kann seinerseits ein
solche» von Sachverständigen nur abgewartet werden.
Das Lehr- und Lesebuch ist für Kinder bestimmt, welche eine gute Fibel durch-
gemacht, die mechanischen Leseschwierigketten überwunden haben. Es soll den»
Anschauungsunterricht in der Volksschule zur Grundlage dienen. Ehe die
Kinder lesen können — in der Unterklasse — soll es bet den Denk- 'und
Sprechübungen ein Leitfaden für den Lehrer sein. Können die Kinder lesen —
in der Mittelklasse — so wird es für dieselben ein Lehr- und Lesebuch. Den
Unterrichtsstoff nimmt es nur aus dem Kreise der unmittelbaren Anschauung
dieser Kinder, weicher nicht über Schule, Haus, Dorf oder Stadt und deren
Umgebung hinausliegt. Die in diesem unmittelbaren Anschauungskreise vorhan-
denen Dinge sind als Unterrichtsstoff nach dem Orte, wo (oder dem Na-ume in
dem) sie sich befinden, in die zehn Abschnitte eingetheilt: I. die Schule, Ii.
das Haus, Iii. die Hausthiere, Iv. der Garten, V. das Dorf, —
die Stadt, Vi. das Feld, Vii. der Wald und die Wiese, Viii. das
Wasser, Ix. die Erde, X. die Luft — der Himmel; den Xi. und letzten
Abschnitt bildet der Anschauungsunterricht über den Menschen. Jeher Abschnitt
zerfällt in vier Nummern: I. Namen der Dinge, Ii. Beschreibung und
Vergleichung dieser Dinge, Iii. Beschreibung des Ganzen (des Or-
tes oder Raumes), in welchem die einzelnen Dinge sich befinden, Iv. der Mensch
und das Ganze.
Durch Nummer I. wird bezweckt, daß die Schüler jedes der dort genannten
Dinge anschauen und richtig benennen lernen, und mit dem Wortbildc für das
Ding sich eine Vorstellung von dem Dinge selbst einprägen sollen.
In Nummer Ii. werden dann diese Dinge „einzeln" den Schülern wieder
„vergegenwärtigt", und indem sie nun nach ihren Theilen, nach Zahl, Lage, Stoff,
Gestalt und Farbe, nach Gebrauch und Ursprung, nach ihren Eigenschaften und
Thätigkeiten, nach Nutzen und Schaden näher angeschaut, beschrieben
und verglichen werden, sollen hier die gewonnenen Vorstellungen sich zu Be-
griffen und Urtheilen erweitern. Bei dieser nähern Anschauung der „ein
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
zeinen" Dinge lernen die Schüler dieselben zugleich wieder nach ihrer Zahl
als ein-, zwei- oder mehrmal vorhandene — nach ihrer Lage al8 senk-
recht-, wagerecht- oder schiefstehende oder liegende — nach ihrem
Stoff als hölzerne, eiserne, lederne, leinene, thönernc, steinerne,
hörnerne — nach ihrer Gestalt als viereckige, runde, kurze, lange,
Hohe, niedrige u. s. w. — und nach ihrer Farbe als weiße, schwarze,
grüne u. s. w. Dinge „vereinigen". In Hinsicht auf ihren Gebrauch wer-
den die „einzelnen" Dinge wieder „vereinigt" unter den Begriffen: Gebäude,
Geräthe, Speisen, Getränke, Kleidung u. s. w. Nach ihrem Ursprung
lernen die Schüler sie erkennen als Kunst- oder Naturdinge. Nach ihren
Eigenschaften und Thätigkeiten lernen sie die Naturdinge wieder „sondern" in
Thiere, Pflanzen und Mineralien. Die Thiere werden wieder „geson-
dert" in: Säugethicre, Vögel, Amphibien, Fische, Insekten und
Würmer — die Pflanzen in: Bäume, Sträucher, Kräuter, Gräser,
Moose und Pilze — und die Mineralien in Steine, Metalle, Salze,
brennbare und erdige Mineralien. Alle Natur- und Kunstdingc werden
demnächst in den Begriff Körper zusammengefaßt und alle Körper wieder nach
ihren Eigenschaften in: lebende und leblose, große und kleine, feste und
flüssige, auflösbare und unauflösbare, dichte und lockere, harte
und weiche, durchsichtige und undurchsichtige, schwere und leichte,
biegsame, elastische und spröde, schmelzbare und unschmelzbare,
verbrennbare und unverbrennbare „gesondert". — In dem Abschnitte:
„die Luft— der Himmel" lernen die Schüler dann noch die Himme lskörper
kennen und nun die Erd- und Himmelskörper in den Begriff Welt zusammen fassen.
In Nummer lll. wird das Ganze (der Ort, Raum oder das Ding), in dem
sich die einzelnen Dinge befinden, nach seinen Theilen, nach Gestalt, Ursprung und
Zweck, nach soinen Eigenschaften und Thätigkeiten beschrieben und dabei das Ver-
hältniß der einzelnen Dinge unter sich und zum Ganzen angeschaut. Uebcrall, wo
sich die Gelegenheit dazu bietet, werden endlich die Schüler auf die anschaubaren
Wirkungen der Naturkräfte aufm-crksam gemacht, um aus den anschaubarcn
Wirkungen die nicht anschaubarcn Kräfte der Naturdinge erschließen, und
umgekehrt aus den erkannten Kräften sich die Wirkungen erklären zu lernen. —
Eben so werden sie in dem letzten Abschnitt: „der Mensch" durch Anschauung und
Beobachtung ihrer selbst angeleitet, die wichtigsten Geistes-oder Seelenkrafte
und deren Thätigkeit zu erkennen. — Auf diese Weise soll durch die Nummern
I., Ii. und Hi. eines jeden Abschnittes die vor den Augen der Schüler „verwirrt"
liegende Außenwelt zur klaren Anschauung gebracht und so zur klaren Innen-
welt der Schüler erhoben — soll Ordnung in die „Verwirrung" gebracht
— soll die Erkenntniß der Schüler allmählich von der „verwirrten" Dunkelheit
zur Klarheit und — wenn's Glück gut ist — von der Klarheit zur Deut-
lichkeit erhöht werden. Die Außenwelt erscheint sonach bei dieser betrachtenden
Anschauung nicht so sehr als Selbstzweck, sondern vielmehr als Mittel, die
Geisteskräfte der Schüler zu wecken, zu entwickeln und zu üben, und zwar:
das Anschauungsvermögen durch fort und fort erneuerte Bethätigung des-
selben; das Gedächtniß durch wiederholte Anschauungen, durch Benennen und
Festhalten der gehabten Anschauungen; den Verstand durch Urtheilen, durch Ver-
gleichen und Unterscheiden; das Gefühl fürschönheit und Ordnung durch
Erkennen des Schönen und Regelmäßigen, welcheö die Dinge, besonders die Na-
turdinge, überall dem sinnig betrachtenden Auge darbieten. U. s. w. Daß neben
diesem gcistbildendcn, formellen Zweck alles Unterrichtes die Schüler aber auch
rücksichtlich des materiellen Untcrrichtszwcckes nicht leer ausgehen, sich viel-
mehr auf die Naturgemäßeste Weise die sogenannten gemeinnützigen Kenntnisse: die
Grundbegriffe der Naturgeschichte, der Naturlehre, der Geogra-
phie, der Himmels künde u. s. w. lcbenvoller aneignen, als dieses durch an
die Spitze gestellte Systeme und klappernde Gerippe von Realien möglich ist,
darin scheinen sich die übereinstimmenden Urtheile aller derer immer mehr zu be-
gegnen, bet denen der Anschauungsunterricht zu einer durchgreifenden Thatsache
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geworden. Was auch gelehrt werden möge — Leide Zwecke alles Unterrichts,
Entwickelung und Übung der Geisteskräfte und Aneignung für's Leben nützlicher
Kenntnisse und Fertigkeiten, beides: der formale und der reale Zweck des
Unterrichts müssen Hand in Hand gehen — sollen vor allem in dem vorliegenden
Lehr- und Lesebuche Hand in Hand gehen. —
Anlangend den Sprachunterricht, so bieten sich bei der Beschäftigung
der Schüler mit den sie umgebenden Gegenständen auf die ungesuchteste Weise
außer den Dingvorstellungen eine Menge Zahl-, Eigcnschafts-, Thä-
tigkeits-, Orts-, Zeit- und Art- und Weisevorstellungen dar. An
diesen Vorstellungen sollen ihnen die Elemente der Sprache anschaulich
gemacht werden. An den Dingvorstellungcn sollen sie das Hauptwort, an
den Zahlvorstellungen das Zahlwort, an den Eigenschaftsvorstellungen das
Eigenschaftswort, an den Thätigkeitsvorstellungen das Thätigkeitswort
u. s. w. erkennen lernen. Es ist eine bekannte Sache, daß die bildliche Be-
deutung eines Wortes immer in der wirklichen Bedeutung wurzelt, und daß
die meisten der geistigen, abstrakten Begriffe ihre Grundbedeutung aus der
Sinnen- (Körper-) Welt erhalten haben. Daraus folgt, daß der Schüler
nur in so weit befähigt ist, die uneigcntliche, bildliche Bedeutung eines
Wortes aufzufassen, als er die eigentliche, wirkliche Bedeutung desselben
bereits aufgefaßt hat, und daß er abstrakte Begriffe nur in dem Grade ver-
stehen lernt, in welchem er dieselben auf ihre, der Sinnenwelt entnommene
Grundbedeutung zurückzuführen vermag. Beides aber seht mehr oder minder
Bekanntschaft mit der Wortbildung voraus. Darum soll den Schülern bei
den einzelnen Gegenständen ein Blick in die Etymologie der Sprache eröffnet
werden. Hier wird ihnen z. B. bei der Beschreibung einer Pflanze gezeigt, daß
ein Blatt, welches in der Gestalt Ähnlichkeit mit schmalen Bändern hat, band-
förmig — und daß es, wenn haarähnliche Auswüchse sich auf demselben befinden,
behaart ist; daß das Blatt, wenn cs glatt ist, Glätte besitzt, und daß cs,
wenn es glänzt, Glanz hat u. s. w. So schauen sie an und lernen in der
Sprache einsehen, daß man aus Dingwörtern Eigenschaftswörter, und
aus Eigenschafts- und Thätigkeitswörtern Dingwörter bilden kann.
Das Nöthige über die Bildung dieser Wörter durch Zusammensetzung,
durch Umlautung, durch Vor- und Nachsilben oder durch Abkürzung
kommt hier überall »»gesucht zur Sprache. Ein wesentlicher Gewinn wird dabei
zugleich für die Rechtschreibung erzielt. — So wird nach und nach unter
den Nummern I., Ii. und Iii. ein großer Reichthum an Begriffen gewonnen.
Die Begriffe prägen sich den Schülern ein, und sic lernen einsehen, daß zwar die
Dinge, Merkmale und Thätigkeiten der Dinge außer ihnen — die Begriffe von
den Dingen, Merkmalen und Thätigkeiten aber in ihnen sind. Die gewonnenen
Begriffe von den Dingen, Eigenschaften und Thätigkeiten sollen sic aber auch zu
Urtheilen mit einander in Verbindung bringen. Sie lernen darum ferner
von den Dingen urtheilen: was sie sind und was sic nicht sind, wie sie
sind und wie sie nicht sind, was sic thun und w s sie nicht thun — wo,
wann, wie und wem sie etwas thun. So sollen sie außer dem Wortvcrftändniß
auch in das Sprachverständniß eingeführt werden—kurz: sie sollen die Sprache
indem für diese Stufe möglichen Umfang verstehen, sprechen und schreiben
lernen. — Was nun den Umfang des zur Erreichung dieses Sprach-Zwcckcs
gebotenen Sprachstoffes betrifft, so sind die „Denkübungen, I. Theil
von dem praktischen Lehrgänge für den gesammten deutschen
Sprachunterricht von L. Kellner" mit dem Realunterricht nach Möglichkeit
in Verbindung gebracht. Die Anordnung des Lehr- und Lesebuchs hat einige
Abweichungen von der Aufeinanderfolge des in den re. „Denkübungen"
enthaltenen Sprachübungsstoffes nöthig gemacht — auch ist der Übungsstofs an
manchen Stellen bedeutend vermehrt worden. — Hinsichtlich der Werthcilung
dieses Sprachübungsstoffes auf die elf Abschnitte des re. Buches schien es nöthig,
dasselbe so anzuordnen und anzudeuten, daß einerseits dem Lehrer die Übersicht
über das Ganze erleichtert und andererseits durch Zusammenstellung des Gleich-
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artigen dem Schüler in dem Buche ein Mittel geboten werde, an der leitenden
Hand des Lehrers die Masse des Stosses um so leichter zu verarbeiten, die
gewonnenen Kenntnisse mit einander zu verbinden und aus ihnen die Denk- und
Sprachgosetze nach und nach selbst auffinden zu können. In wie weit cs hier-
bei gelungen, den Sprachunterricht mit dem Realunterricht zu verbinden, ihn an
das frische Leben anzuknüpfen, und das Lesebuch zum eigentlichen
Mittelpunkt des Sprachunterrichts zu machen, darüber muß das
Urtheil der Sachverständigen abgewartet werden. —
Es erübrigt noch, über das Wie, über die Behandlung des Sprach-
unterrichtsstoffes das Nöthige zu sagen. Der Name Kellner hat auf dom Gebiete
des Sprachunterrichts einen so guten Klang, und über den Werth seines „Prak-
tischen Lehrganges für den gesammten deutschen Sprachunter-
richt" haben Stimmfähige bereits so günstig entschieden, daß es einem seiner
ihm unbekannten Verehrer, der seit einer Reihe von Jahren nach diesem Lehr-
gang den Unterricht in der deutschen Sprache ertheilt hat, hier nur noch gestattet
sein möge, im Interesse eines denklehrlichen, naturgemäßen Sprach-
unterrichts den Wunsch auszusprechcn, daß Kellner's Sprachwcrk in
der Hand keines Lehrers der Volksschule fehlen möchte. Wer das
vorliegende „Lehr- und Lesebuch" hinsichtlich des Sprachunterrichts frucht-
bringend gebrauchen will, der wird sehr wohlthun, sich wenigstens den I. Theil
des rc. Lehrgangs, „die Denkübungen^*), anzuschaffen. Es ist nämlich,
rücksichtlich der Behandlung des rc. Sprachstosses, in dem Jnhaltsvcrzcichniß
des Lehr- und Lesebuchs unter den betreffenden Haupt-Überschriften auf die ent-
sprechenden Lektionen in den rc. „Denkübungen" verwiesen. Dabei ist zugleich
angegeben, was für sprachliche Übungen eben vorgenommen und welche Kenntnisse
dadurch erzielt werden sollen. Manches in diesen Übungen ist in der Unter-
klasse, in der Fibel**), schon da gewesen, da ja hier der Anschauungsunter-
richt seinen Anfang nimmt. Dabei ist es aber mehr nur um Gewinnung einer
allgemeinen Vorstellung der das Kind umgebenden Dinge und deren Merk-
male und Thätigkeiten zu thun. Was die Kinder in der Unterklasse
angeschaut und benannt haben, wird nun in dem Lesebuche für die Mittelklasse
ausführlicher vorgeführt. Es ist aber keineswegs die Absicht, daß daö, was
in dem Lehr- und Lesebuche enthalten ist, bloß von den Schülern gelesen
werden soll. Vor dein Lesen werden vielmehr alle Dinge, welche in Num-
mer I. eines jeden Abschnittes benannt sind, und von denen die Schüler noch
keine Vorstellung haben, der äußeren, sinnlichen Anschauung derselben wirk-
lich vorgeführt oder — wo dieses nicht möglich ist — durch Zeichnung oder
Vergleichung mit andern, bekannten Dingen eine Anschauung davon vermittelt.
Ist eine Anschauung des Dinges gewonnen, so lernen die Schüler dasselbe in
der Ein- und Mehrzahl richtig benennen; jeder Name wird zuerst von fähigern
Schülern, dann vom Chor buchstabirt und nun von jedem Schüler auf seine
Schiefertafel geschrieben. U. s. w. Sind die Schüler so weit gefördert, daß
sie mehrere von diesen Namen behalten können, so nehme inan 10, 20, 30 und
mehr Dinge hintereinander vor, und lasse dann diese Namen aus dem Gedächtniß
niederschreiben. Jetzt werden die Tafeln gewechselt, die Lesebücher aufgeschlagen
und die Schreibfehler angestrichen, welche demnächst jeder Schüler selbst nach dem
Buche verbessern muß. Die verbesserte Arbeit wird nun von der Tafel und
endlich die entsprechende Nummer I. im Lesebuche gelesen. Ebenso mache man es
mit den Dingen, welche über jeder Beschreibung unter Nr. Ii. des I., Ii. und
Iii. Abschnittes genannt sind.
Wie im Vorhergehenden die Dinge, so werden unter Nummer Ii. des Iv.,
V., Vi. und Ix. Abschnittes die über den Beschreibungen genannten Eigen-
schaften der Dinge angeschaut, die Eigenschaftswörter genannt, buchstabirt und
aufgeschrieben, dann die Tafeln gewechselt, das Ausgeschriebene nach dem Buche
Erfurt bei F, W. Otto, 15 Sgr. (das ganze Werk, 4 Tb-ilc, kostet Ivz Tblr.).
**) Bergt.: tztbel oder der Schretvlefeunrerrtcht für die Unterklassen der Bolli
schule von Sc, Haeslers. Büdckcr in Essen.
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Vorwort zur Bayerischen Ausgabe.
bücher im Königreiche Bayern gefunden haben, sowie durch die Wünsche
mehrerer Lehrer und Schulkonserenzen hat sich die Verlagshandlung
bewogen gefunden, eine besondere Ausgabe für die katholischen
Schulen des Königreichs Bayern zu veranstalten.
Hauptsächlich haben in dem Buche für Oberklassen die ersten
Bogen (Seite 1—50), welche die Geographie und Landschasts-
kunde behandeln, und sodann „die Geschichten aus der Ge-
schichte der Deutschen" (Seite 198—247), unter dankenswerther
Mitwirkung landes- und ortskundiger Schulinspektoren und Lehrer in
Bayern, eine völlige Umarbeitung erfahren.
Möchte das Buch in dieser neuen Gestalt noch brauchbarer be-
funden werden und dem Unterricht in den Königl. Bayerischen Schulen
zum Segen gereichen!
Essen, im Oktober 1862.
G. P. Aiideker.
..
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Erster Abschnitt.
Die Schule.
I. Name» der Dinge in und an -er Schale.
Der Stuhl, die Stühle; das Pult, die Pulte; das Dintenfaß,
die Diutenfässer; die Diute; die Wandtafel, die Wandtafeln; die Kreide;
der Schwamm, die Schwamme; der Schrank, die Schränke; der Ofen,
die Ofen; das Kohlenbecken, die Kohlenbecken; das Stochereisen, die
Stochereisen; die Kohlcnschaufel, die Kohlenschaufcln; das Buch, die
Bücher; die Schiefertafel, die Schiefertafeln; der Griffel, die Griffel;
das Lineal, die Lineale; das Schreibheft, die Schreibhefte; die Blei-
feder oder der Bleistift, die Vleifedern oder die Bleistifte; die Feder,
die Federn; der Federköcher oder die Federbüchse, die Federköcher oder
die Federbüchsen; das Federmesser, die Federmesser; der Lehrer, die Leh-
rer; das Schulkind, die Schulkinder; der Fußboden, die Fußböden; die
Decke, die Decken; die Wand, die Wände; die Thür, die Thüren; das
Fenster, die Fenster.
Ii. Deschttilimig ttnii Vcrglcichmig dieser Dinge.
I. Das Lesebuch.
Der Einband, die Einbände; der Rücken, die Rücken; die Ecke, die Ecken;
der Schnitt, die Schnitte; das Blatt, die Blätter; der Sab, die Sätze;
daö Wort, die Wörter; die Silbe, die Silben; der Buchstabe, die Buch-
staben; der Druckbuchstabe, die Druckbuchstaben.
Das Lesebuch hat einen Einband und Blätter. Der Einband
liegt über den Blättern. Die Blätter liegen in dem Einbande. Auf
den Blättern stehen viele Sähe. Die Sähe bestehen aus Wörtern.
Die Wörter bestehen aus Silben. Es giebt einsilbige Wörter.
Es giebt auch mehrsilbige Wörter. Nennt einsilbige Wörter! —
Nun zweisilbige! — Jetzt dreisilbige! — Wer kann ein vier-
silbiges Wort nennen? — Die Silben bestehen aus Buchstaben.
Die Buchstaben im Buche sind gedruckt. Sie sind Druckbuchstaben.
Die Sätze, Wörter, Silben und. Buchstaben im Buche kann ich
sehen. Sie sind sichtbar. Die sichtbaren Sätze kann ich lesen.
Beim Lesen spreche ich die sichtbaren Sätze aus. Die gesprochenen
Sätze kann ich hören. Die hörbaren Sätze bestehen aus hörbaren
Wörtern. Die hörbaren Wörter bestehen aus hörbaren Silben. Die
hörbaren Silben bestehen aus hörbaren Lauten. Wie viel Silben
hat das Wort Ofen? —Aus wie viel Lauten besteht die erste Silbe?
— Aus wie vielen die zweite? — Die Laute sind hörbar, aber
nicht sichtbar.
Haesl»r-' Lesebuch für Mittels k.lhol. «onssch.
1
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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3
net hat die Wandtafel aus Holz gemacht. Sie hängt an der Wand.
Oft steht aber auch die Wandtafel auf einem Gestelle. Dieses
Gestell heißt das Tafelgestell. Auf die Wandtafel schreibt man
mit Kreide. Auch dient sie dazu, um darauf zu rechnen und zu zeichnen.
5. Das Pult.
Das Pultblatt, die Pultblätter; die Bank, die Bänke; das Bein, die
Beine; die Fußleiste, die Fußleisten; die Lade, die Laden.
Ich sitze in der Schule an einem Pulte. Das Pult besteht aus
dem Pultblatt, den Beinen, der Bank und den Fußleisten.
Das Pult steht oder ruht auf de.m Fußboden. Die Beine stecken
unten in den Fußleisten und oben in dem Pultblatt oder in der Bank.
Unter dem Pultblatt befindet sich eine Lade. Darauf lege ich meine
Schulsachen. Das Pultblatt ist viereckig und eben. Es ist nicht, wie
der Fußboden, überall gleich hoch. Vornan ist es niedriger als hin-
ten; es liegt schräge. Wenn ich schreibe, rechne oder zeichne, lege
ich die Tafel oder das Schreibheft auf das Pult. Man darf in das
Pult nicht schneiden oder stechen. Das Pult hat der Schreiner aus
Holz gemacht.
6. Vergleichung der Wandtafel mit dem Pulte.
Die Wandtafel ist iy der Schule; das Pult ist auch in der Schule.
Die Wandtafel ist aus Holz gemacht, das Pult auch. Die Wand-
tafel und das Pult sind schwer. Beide sind viereckig.
Das Pult steht auf dem Fußboden; die Wandtafel aber steht auf
dem Tafelgcstell, oder sie hängt an der Wand. Die Wandtafel dient
dazu, um darauf zu schreiben; das Pult dient dazu, um sich daran
zu setzen und die Tafel oder das Schreibheft darauf zu legen.w
7. Die Feder.
Der Kiel, die Kiele; die Fahne, die Fahnen; der Schaft, die Schäfte;
die Spule, die Spulen; die Seele, die Seelen; der Fcderschnitt, die Fe-
drrschnttte; der Spalt, die Spalte; die Spitze, die Spitzen.
Die Feder hat einen Kiel oder eine Spule, einen Schaft und
eine Fahne. Die Fahne sitzt zu beiden Seiten an dem Schafte.
Sie besteht aus vielen Fasern, welche dicht neben einander liegen.
Der Schaft ist viereckig, glänzend und weiß. Unten an dem Schafte
befindet sich die Spule. Sie ist rundlich, glänzend, weiß und inwen-
dig hohl. In der Spule sitzt die Seele. Ehe man mit der Feder
schreibt, wird sie geschnitten. Die geschnittene Feder hat drei Aus-
schnitte, zwei Spitzen und einen Spalt. Die Feder kann man
leicht biegen; sie ist biegsam. Wenn man aufhört, sie zu biegen,
springt sie wieder zurück. Man sagt deshalb' Die Feder ist
1*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
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elastisch. Die Federn, mit denen man schreibt, heißen Schreibfe-
dern. Wir erhalten sie von den Gänsen. Es giebt aber auch Schreib-
federn, die aus Stahl gemacht sind, und diese heißen daher Stahl-
fed ern*).
8. Aufgaben.
1. Nennt Dinge, welche einmal in der Schule sind! — Dann solche,
welche zweimal — dreimal — viermal — mehrmal in derselben sind!
Schreibet die Namen dieser Dinge auf!
Z. B. Einmal in der Schule sind: Der Lehrer, der Ofen u. s. w. —
U. s. w.
2. Nennt Dinge in der Schule, welche stehen! — Dann solche, welche
liegen! — Nun solche, welche hangen! — Schreibet auf!
Z. B. Dinge in der Schule, welche stehen, sind: Das Pult, der Stuhl
u. s. w. — 11. s. w.
3. Nennt Dinge in der Schule, die aus einem — zwei — drei — vier
oder mehrern Theilen bestehen! —
Schreibet! Dinge in der Schule, welche aus einem Theile bestehen, sind:
Das Lineal u. s. w. — U. s. w.
11!. Beschreibung des Ichuhimmcrs.
Das Schulzimmer hat einen Fußboden, vier Wände und eine
Decke. Der Fußboden und die Decke liegen, wie die Oberfläche des
Wassers in einem Glase, überall gleich hoch. Man sagt darum: Sie
liegen wasserrecht oder wagerecht. Der Fußboden befindet sich
unter mir, die Decke befindet sich über mir. Die Wände der Schule
stehen nicht wagerecht, sondern senkrecht. Sie stehen um mich herum.
Eine Wand steht vor mir, und diese heißt daher die Vorder-
wand. Eine Wand steht hinter mir, und diese heißt die Hinter-
wand. Eine Wand steht zu meiner rechten, und eine steht zu mei-
ner linken Seite. Diese heißt die linke Seitenwand, jene die
rechte Seitenwand. Die Wände, der Fußboden und die Decke
schließen den Raum des Schulzimmers ein. An den Wänden, an
der Decke und an dem Fußboden hört der Raum des Schulzimmers
auf. Sie sind die Grenzen des Schulzimmers.
Die Wände, die Deite und der Fußboden sind flach. Sic bil-
den sechs Flächen. Eine jede von diesen sechs Flächen ist viereckig.
Jede von ihnen bildet also ein Viereck. Die Decke rührt oder stößt
oben und der Fußboden unten an die vier Wände. Die Decke befin-
det sich über dem Fußboden; also befindet sich der Fußboden unter
der Decke. Die Vorderwand liegt der Hinterwand gegenüber. Die
rechte und linke Seitenwand liegen ebenfalls einander gegenüber.
Wo zwei Flächen im Schulzimmer an einander stoßen, da bilden sie
•) (Anmerk. Nach Zeit und Umständen werden die übrigen Dinge in der Schule auf
dieselbe Weise behandelt, wie das Lesebuch, die Schiefertafel u. s. w. Zuerst Benennung,
dauu Beschreibung und daan Bergletchunq — erst mündlich und dann schriftlich.
All« Dinge, welche tu diesem und de» folgenden Abschnitte» benannt, beschriebe» und verglichen
«erden, müsse« — wo möglich — der äuhern, sinnlichen Anschauung der Schüler vorliegen).
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
7
Was, du knurrst! du willst nicht lernen? Seht mir doch den
faulen Wicht! Wer nichts lernt, verdienet Strafe, kennst du diese
Regel nicht?" —
Horch! — Wer kommt? — — Es ist der Vater! Streng ruft
er dem Knaben zu: „„Wer nichts lernt, verdienet Strafe, sprich!
und was verdienest du?""
3. Die Feder.
Feder, das ist nichts Schönes von dir, daß du so ungeschickt
bist bei mir; schreibst mit der Schwester so schön und geschwind,
bei mir es nur Hühnertrappcn sind. Komm, Feder, und gieb dir
rechte Müh', daß ich auch so schön schreiben kann, als sie! Die
Feder sagte nicht ein Wort, sie machte still ihre Striche fort. Das
Kind auch führte sie ganz sacht bei jedem Buchstaben mit Bedacht;
bald standen alle die Zeilen da, daß jeder d'ran seine Freude sah.
<». Geburts- oder Adameirstagsverschen.
Liebex Vater, ich bringe Dir meinen schönsten Glückwunsch hier:
Will Dich immer herzlich lieben; hab dies Berschen selbst geschrieben;
möchte es Dich doch erfreu'n! Künftig Jahr soll's bester sein.
7. Lieber Karl!
Ich gehe nun schon seit drei Jahren in die Schule. Da lerne
ich lesen, rechnen, schreiben u. s. w. In der Schule ist cs
recht hübsch, und der Lehrer hat uns gar lieb, wenn wir aufmerk-
sam und brav sind. Vorgestern bin ich in die erste Abtheilung
gekommen. Da lernen wir schon Briefe schreiben. Kannst Du das
auch, so antworte bald
Deinem Freunde
Werden, den 26. Augnst 1856. Joseph Schmitz.
8. Rüstigkeit.
Frisch gethan und nicht gesäumt! Was im Weg liegt, weg-
geräumt! Was dir fehlet, such geschwind! Ordnung lerne früh,
mein Kind! Aus dem Bett und nicht gesäumt! Nicht bei Hellem
Tag geträumt! Erst die Arbeit, dann das Spiel! Nach der Reise
kommt das Ziel. Schnell besonnen, nicht geträumt! Nichts ver-
gessen, nichts versäumt! Nichts bloß oben hin gemacht! Was du
thust, darauf gieb Acht!
9. Versuchung.
Gar einsig bei den Büchern ein Knabe sitzt im Kämmerlein, da
lacht hinein durchs Fenster der lust'ge, blanke Sonnenschein und spricht:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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„Lieb Kind! du fitzest hier? Komm doch heraus und spiel bei mir!"
— Den Knaben stört es nicht, zum Sonnenschein er spricht: „Erst
laß mich fertig sein!" —
Der Knabe schreibet weiter, da kommt ein lustig Vögelein, das
picket an die Scheiben und schaut so schlau zu ihm herein. Es
ruft: „Komm mit! der Wald ist grün, der Himmel blau, die
Blumen blühn!" — Den Knaben stört cs nicht, zum Vogel kurz er
spricht: „Erst laß mich fertig sein!" —
Der Knabe schreibt und scheibet, da guckt der Apfelbaum her-
ein und rauscht mit seinen Blättern und spricht: „Wer wird so
fleißig sein? Schau meine Äpfel! diese Nacht hab ich für dich sie
reif gemacht!"-------Den Knaben stört cs nicht, zum Apfelbaum er
spricht: „Erst laß mich fertig sein!"
Da endlich ist er fertig; schnell packt er seine Bücher ein und
läuft hinaus zum Garten: Juchhe! Wie lacht der Sonnenschein! Das
Bäumchen wirft ihm Äpfel zu, der Vogel singt und nickt ihm zu.
Der Knabe springt vor Lust und jauchzt aus voller Brust; jetzt
kann er lustig sein! —
10. Zwei Gespräche.
Ich stand einmal des Morgens im Dorfe an dem Kreuzwege,
wo der eine Weg gleich in die Schule führt, der andere aber links
nach der Kirmeswiese. Es war schönes Wetter. Da hörte ich zwei
Knaben.folgendes sprechen:
„Guten Tag, Karl!"
Guten Tag, Michel!
„Wo gehst du hin, Karl?" —
In die Schule, Michel. —
„Ei wali In der Schule ist's garstig, da muß man lernen;
draußen auf der Wiese sollst Du einmal sehen, da ist's jetzt hübsch!
Komm, wir wollen dahin spielen gehen, Karl!"
Am Abend, Michel; jetzt geh' ich lernen, ade! —
„Meinetwegen, geh' Du arbeiten, Karl, ich geh' spielen; ade!"
Zwanzig Jahre darnach stand ich in demselben Dorfe an der-
selben Stelle. Es war ein böser, kalter Wintertag. Ein blasser,
ärmlich gekleideter Mensch klopfte an der Thüre des Schulhauscs an.
Der Lehrer, ein junger Mann, öffnete diese, und ich hörte nun die
beiden Folgendes sprechen:
„Guten Tag, lieber Herr!" —
Guten Tag, lieber Mann! —
„Ach Herr, erbarmet Euch mein!" —
Was verlangt ihr denn von mir? —
„Arbeit, Herr! Ich will Euch die Schulstube fegen, ich will
Euch die Ofen heizen, oder andere Dienste der Art thun. Nehmt
mich auf!" —
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Extrahierte Personennamen: Karl! Karl Karl Michel Karl! Karl Michel Karl Karl